13. Konradin.
49
hielten zu den Ppsten, viele deutsche Fürsten erhoben sich gegen den von der Kirche Gebannten, und sein ltester Sohn fiel von ihm ab; sein Lieblingssohn Enzio geriet in lebenslngliche Gefangenschaft der Brger von Bologna und berlebte hier den Fall seines Stammes. Sein jngerer Sohn Konrad Iv. folgte ihm zwar (1250) in der Regierung, starb aber nach vier Jahren. So war von dem ganzen Hause der Staufer nur noch
Conradino = der kleine Konrad) wuchs unter ^nrs der Frsorge der Mutter in der Heimat aus der Burg Hohenstaufen ī-heran: die letzte Hoffnung des Geschlechts. Auer der Mutterliebe ver-schonte die Fre^dschast mit dem gleichaltrigen Friedrich von Baden seine Jugen^X
Aber dem hochgesinnten Jngling, der in Deutschland keine Aussicht hatte, zum Herrscher erwhlt zu werden, lieen die Ansprche seines Hauses auf das Knigreich Neapel keine Ruhe. Trotz aller Vorstellungen der Mutter, die den Untergang des einzigen Sohnes in dem gefhrlichen Lande voraussah, folgte der sechzehnjhrige Konradin der Einladung seiner Anhnger in Italien, die ihm treue Untersttzung zusicherten. Die letzten Familiengter in Schwaben mute der Knigssohn verpfnden, um wenigstens ein kleines Gefolge zusammenbringen zu knnen.
Hoffnungsfreudig berschritt Konradin mit seinem treuen Freunde die Alpen. Man nahm in Italien den tapferen Jngling begeistert auf. Seiu Wesen stach doch sehr vorteilhaft von dem seines Gegners Karl von Anjou ab. Diesen franzsischen Prinzen hatte der Papst herbeigerufen und als König in das Erbteil Konradins in Neapel und Sizilien eingesetzt. Karl war ein finsterer, grausamer und heimtckischer Mann, der seine Landsleute bermig begnstigte, obwohl durch deren bermut die Italiener gegen die Fremdherrschaft noch erbitterter wurden. Das Erscheinen Konradins wurde als eine Erlsung begrt; der Sieg der Deutschen schien gesichert.
Es kam zur Schlacht (bei Tagliacozzo 1268). Schon hatte die Tapferkeit der deutschen Ritter, die Konradin begleiteten, den Sieg entschieden. Da zerstreuten sie sich nach ihrer Gewohnheit, um zu plndern;
dies hatte ein Ratgeber Karls vorausgesehen, einen Hinterhalt gelegt und vernichtete aus diese Weise die zgellos Plndernden. Konradin mute fliehen; er vertraute auf die Treue eines von den Staufern mit Wohl-taten berschtteten Italieners; doch dieser verriet ihn und lieferte ihn an Karl von Anjou aus. Auch Friedrich von Baden war in die Hnde der Feinde gefallen.
Es wurde nun Gericht gehalten der Konradin und seinen Freund.
Nur eine Stimme erklrte sich fr seine Schuld und sprach das Todes- Konradins
ein tietner Knabe brig..
Wagner-Lampe, Sagen und Lebensbilder. Ii. 3. Aufl.
4
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Extrahierte Personennamen: Konradin Enzio Konrad_Iv Konrad Konrad) Konrad Friedrich_von_Baden Friedrich Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradins Karl Konradins Konradin Karls Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Friedrich_von_Baden Friedrich Konradin Konradins
Extrahierte Ortsnamen: Bologna Deutschland Neapel Italien Schwaben Italien Konradins Neapel Sizilien Karls Konradins
50
Ii. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte.
urteil aus. Aber diese eine Stimme gengte dem rachschtigen Khrl, um deshalb das Urteil am letzten Hohenstaufen vollstrecken zu lassen
Die Freunde saen ahnungslos im Kerker beim Schachsml, als ihnen ihr Los verkndet wurde. Wrdig und gefat hrten sie das Urteil, so ungerecht es auch war. Konradin setzte seinen letzten Willen auf, aber dabei drohte ihn der Schmerz zu bermannen, wenn er an die ferne Mutter dachte. Auf sie waren auch seine Gedanken gerichtet, als er ans dem Marktplatz in Neapel das Blutgerst bestieg. Zu den Umstehenden sprach er mit ungebrochener Stimme die Worte: Euch alle, ihr Lebenden, frage ich: Verdiene ich den Tod, weil ich mein Recht verteidigt habe? Und verdient die Treue den Tod, da alle, die zu mir standen, ihn er-leiden sollen? Vor Gott habe ich als Snder den Tod verdient, hier aber werde ich ungerecht verdammt." Das Schicksal seines Freundes, der mit ihm und um seinetwillen den Tod erleiden mute, schmerzte ihn tief. Seine letzten Worte aber waren: O Mutter, welches Herzeleid bereite ich dir!" Dann fiel sein Haupt; laut auf schrie vor Schmerz bei diesem Anblick Friedrich von Baden. Dann wurde auch er enthauptet, ein erhebendes Beispiel und Opfer deutscher Freund es trene^^
tribunsrber Der grausame Karl von Anjou erfreute sich des Erfolges seiner Franzosen. Freveltat nicht lange. Anf der Insel Sizilien machten sich seine Fran-zosen ganz besonders verhat. Da brach ein gewaltiger Volksaufstand los (die Siziliamsche Vesper), bei dem alle auf der Insel befindlichen Franzosen ermordet wurden. Man schttelte die franzsische Herrschaft gnzlich ab. Von Kummer und Gewissensbissen verfolgt, sank Karl in das Grab.
Der Aufgang Wie der letzte mnnliche Staufer ein trauriges Geschick hatte, so auch die letzte Frau. Margarete war mit einem Landgrafen von Thringen vermhlt worden. Dieser behandelte sie so schlecht, da sie schlielich fr ihr Leben frchten mute. Sie entschlo sich zu fliehen und, wenn auch schweren Herzens, ihre beiden Shne zu verlassen. Im berma des Abschiedsschmerzes soll sie ihren Sohn Friedrich in die Wange gebissen haben. Sie sah ihre Kinder nicht wieder. In Drftigkeit und von den Ihrigen vergessen starb sie in Frankfurt a. M, wohin sie sich geflchtet hcitte^
14. Rudolf von Kabsburg (127391).
He Miertoie | sgftt bent $obe Konrads Iv., des letzten regierenden Fürsten aus dem Hause der Staufer, geriet Deutschland in eine arge Zeit der Ver-wirrung. Man whlte zu Herrschern fremde Fürsten, die nur Könige heien, aber nicht die Mhen des hohen Amtes auf sich nehmen wollten.
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Extrahierte Personennamen: Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_von_Anjou Karl Karl Karl Margarete Friedrich Friedrich Rudolf_von_Kabsburg Rudolf Konrads_Iv. Konrads_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sizilien Frankfurt Deutschland
137
erhob. Seit dieser Zeit hat sich Englands Seemacht immer
mehr vergrößert, so daß es jetzt die meisten Schiffe der euro-
päischen Staaten besitzt. Rühmlich sind die Bemühungen Eng-
lands, das Christenthum unter den Heiden zu verbreiten, den
Sklavenhandel abzuschaffen und den Sklaven in englischen Be-
sitzungen die Freiheit zu geben.
18. Frankreich gehörte in alten Zeiten den Römern und
hieß Gallien. Den Namen Frankreich hat es von dem Volke
der Franken, welches aus Deutschland stammt. Etwa im Jahr
1000 n. Chr. kam ein gewisser Hugo Capet von Paris auf
den Thron von Frankreich. Nach dessen Tode führte Frank-
reich häufige Kriege mit England. In den folgenden Jahr-
hunderten war die Reformation auch nach Frankreich gekommen
und gab Veranlassung zu den blutigsten Kriegen. Einer der
besten Könige Frankreichs war Heinrich Iv. Er war, ehe
er König wurde, versprochen mit der Schwester des Königs
Karl Ix. und wollte in Paris seine Hochzeit feiern. Da
Heinrich das Haupt der Reformirten war, so hofften seine
Anhänger, daß durch die Vermählung ihres Heinrichs mit der
Schwester des katholischen Königs ihnen bessere Zeiten bevor-
ständen, und begaben sich bei vielen Tausenden nach Paris, um
bei der Feierlichkeit zugegen zu sein. Doch in der Bartholo-
mäusnacht fielen die Katholiken über die wehrlosen Reformirten
her, und 30,000 fielen als Schlachtopfer (1572). Man nennt
diese Begebenheit die pariser Bluthochzeit. Sie steht da als
ein Gräuel in der französischen Geschichte. Heinrich selbst, um
sein Leben zu erhalten, mußte Katholik werden; doch vergaß
er seiner leidenden Brüder, der Reformirten, nie. Als König
wirkte Heinrich thätig für das Wohl seiner Unterthanen und
hatte den Plan, einen ewigen Frieden zu gründen. Allein der
liebenswürdige König fiel 1610 von der Hand eines Mörders.
Heinrich hatte einen treuen, redlichen Freund, dessen Name
einen Platz in dieser Geschichte finden muß, weil Könige selten
solche treue Freunde haben. Er hieß — Sülly. Heinrichs
Nachfolger war Ludwig Xiii. Dessen Negierungsjahre fallen
in die Zeit des 30jährigen Krieges. Sein sehr kluger, listiger,
aber von Süllys Redlichkeit weit entfernter Kardinal Richelieu
führte das Staatsruder. Als Ludwig Xiii. starb, war Lud-
wig Xiv. noch ein Kind. Der Kardinal Richelieu verwaltete
mit dem eben so schlauen Kardinal Mazarin die Geschäfte des
Staats. Sie sorgten für die Vergrößerung Frankreichs und für
die Ausfüllung ihrer eigenen Kasse und hielten die Staatskasse
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Extrahierte Personennamen: Hugo_Capet Heinrich_Iv Heinrich Karl_Ix Karl Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Ludwig_Xiii Ludwig Süllys Ludwig_Xiii Ludwig Richelieu
Extrahierte Ortsnamen: Englands Frankreich Gallien Frankreich Deutschland Paris Frankreich Frank- England Frankreich Frankreichs Paris Paris Frankreichs
147
10. Christian Ii., schon als Knabe von 7 Jahren
zum Thronfolger ernannt, bestieg 1513 den väterli-
chen Thron. Schlechte Rathgeber, eine harte Erzie-
hung, pedantischer Unterricht, verbunden mit der stren-
gen und unvernünftigen Behandlung eines Geistlichen,
der ihm Nichts als Latein lehrte, verwilderten das zum
Wohlwollen geschaffene Herz des Königs. Eine Be-
kanntschaft mit einer gewissen Düveke und deren ver-
schmitzten, unverschämten und herrschsüchtigen Mut-
ter, Sigbrit Wilms, brachte dem König grossen Nach-
theil, da er an der letzteren eine schlimme Rathge-
berin fand. 1515 vermählte sich Christian, und 1517
starb Düveke an vergifteten Kirschen. Ein Krieg mit
Schweden endigte sich zu Christians Vortheil; allein
am 8ten Mai gab Christian das scheufsliche Trauerspiel,
welches unter dem Namen: ,,Stockholmer Blutbad" be:
kannt ist, indem er alle Vornehmsten der Stadt Stock-
holm hinrichten liess. Dies hatte die Folge, dass Schwe-
den für Dänemark verloren ging. Denn ein Schwede,
Gustav Erikson Wasa, der zu der Zeit in Dänemark
gefangen sals, entwischte aus dem Gefängnisse, kam als
Bauer verkleidet nach Schweden, stellte sich an die
Spitze der schwedischen Truppen, siegte zu mehren
Malen über Christians Heer und ward 1521 zum Reichs-
verweser von Schweden ernannt. Von dieser Zeit an
hörte die Union auf, die unter 6 Königen 126 Jahre
gedauert hatte. 1523 kündigte auch der jütländische
Adel dem Könige Treue und Gehorsam auf, und Chri-
stian Ii. musste mit den Seinigen die Flucht ergreifen.
Er irrte eine Zeitlang umher, ward aber von Frie-
drich I. gefangen genommen und in ein hartes Gelang -
nils gesteckt, doch nach 14 Jahren von Christian Iii.
daraus befreit und starb 1559. Uebrigens war er der
Reformation Luthers nicht abgeneigt, und nur die Ver-
bindungen, in welchen er mit Kaiser Karl V. stand, wel-
cher sein Schwager war, haben ihn bisweilen bewo-
gen, sich wider sie « zu erklären. Ihr erster Verkün-
diger in Dänemark war Johann Tausen, und in den
Herzogthümern Herrmann Tast, welche beide Luthers
mündlichen Unterricht genossen hatten. Johann Tau-
sen ward zwar von den Vorstehern seines Klosters ge-
fangen gesetzt; allein er predigte selbst aus den Fen-
10*
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Extrahierte Personennamen: Christian_Ii Sigbrit_Wilms Christian Christians Christian Gustav_Erikson_Wasa Gustav Christians Christian_Iii Karl_V. Karl_V. Johann_Tausen Johann Johann_Tau- Johann
Vi. Ztr Karl V. bis zum wcstph. Fried. 1520 — 1648 29
in der Gefangenschaft gewesen war, — und hielt seinen
Vertrag nicht.' Er entschuldigte sich damit, daß seine Stan-
de durchaus nicht in die Abtretung von Burgund willigen
wollten, und bot daun eine große Summe Geldes für die
Befreyung seiner beiden ältern Söhne an, die er statt sei-
ner als Geißeln nach Spanien geschickt hatte. Aber Karl
ließ ihm antworten: „Er verletze Treu und Glauben, die
er ihm öffentlich und auch im besondern gegeben, und hand-
le nicht, wie es einem Manne von edler Geburt und einem
Fürsten gezieme. Wolle er cs leugnen, so erkläre er hie-
mit, daß er die Wahrheit davon durch die Waffen erhär-
ten und im Zweikampf beweisen wolle."
Franz nahm die Herausforderung zwar mit Worten an,
wußte aber der That selbst unter mancherlei) Vorwänden
auszuweichen, und so mußten die Völker wieder mit ihrem
Blute ausfechten, was der Herrscher Leidenschaft, Ehrgeiz
und Zorn aufgeregt hatte. Der Krieg zwischen Karl und
Franz brach von Neuem aus.
L>ie kaiserlichen in Äom. 1527 — Vorher indeß
war in Italien eine unerhörte That geschehen. Das kai-
serliche Heer in Mayland stand jetzt unter dem Oberbefehl
des Herzogs von Bourbon, nachdem der treffliche Pes-
cara gestorben war. Das Land war ausgezehrt, die Be-
fehlshaber ohne Geld, die Truppen murrten und forderten
lhren Sold, alle Mittel der Beruhigung waren vergeblich;
da brach das Heer plötzlich im Jan. 1527 gegen Rom auf,
ohne irgend einen Befehl des Kaisers; man weiß nicht, ob
nach Willen des Herzogs von Bourbon, welcher vielleicht
große Planen des Ehrgeizes gefaßt hatte, oder aus einem
raschen Entschlüsse der Menge, die in Rom Ucberfluß al-
ler Bedürfnisse und eine reiche Beute zu finden hoffte. Ge-
nug/ Bourbon gab dem allgemeinen Drange nach und kam
nach einem sehr beschwerlichen Zuge vor Rom an. Es war
ein Haufe, aus allen Völkern Europa's gemischt. Am liten
May erging der Befehl zum allgemeinen Sturm der alten
Welthauptstadt; Bourbon war einer der Ersten auf der
Mauer, und sein Beispiel feuerte die Stürmenden an; aber
kaum hatte er einige Augenblicke da oben mit dem Schwerdte
gefochten, als ein Schuß ihn niederwarf. Die Seinigen
mdeß drangen in die Stadt, und eine Plünderung und
Verheerung, wie zur Zeit der Vandalen, wüthete nun meh-
rere Tage in den Mauern derselben. Der Papst hatte sich
mit seinen Getreuen in die Engetsburg geflüchtet; hier wur-
de er einige Monate belagert, bis die Noth ihn zwang, eine
Summe von 400,000 Ducaten zu versprechen, damit das
völlig losgebundene Heer seinen Sold erhalten konnte.
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl Karl Franz Franz Karl Karl Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Spanien Italien Mayland Rom Rom_Ucberfluß
182 Vh. Ztr. Vom wesivh. Fried, bis jetzt. 1648 —1823.
verloren, der seine Heere schlug und einen Landstrich nach
dem andern für Philipp V-. wieder eroberte.
Aff Utrecheer Friede. 1713. — England hatte sich
indcl) mit Frankreich in besondere Unterhandlungen einge-
lasten und bereits die vorläufigen Friedens-Bedingungen
unterzeichnet; so wenig edel bandelte die neue Parther in
England an den bisherigen Bundes - Genossen, die sich nun
auch wohl zu Unterhandlungen, und zwar auf nicht sehr
günstige Bedingungen, bequemen mußten. Zum Versamm-
lungsorte wurde Utrecht gewählt.
Ueber den Hauptpunkt, die spanische Erbschaft, war
man, trotz des Widerspruchs von Seiten des Kaisers, bald
einig; Philipp V, sollte Spanien und Indien, Karl das
flbrige haben; zugleich mußte Philipp aber allen seinen An-
sprüchen auf Frankreich entsagen, damit die Kronen von
Frankreich und Spanien nicmahls auf Einem Haupte ver-
einigt würden.
An England trat Frankreich die Hudsonsbay und
Neufundland ab, und schleifte ferner, auf Englands Ver-
langen, die Festungswerke von Dünkirchen. An Portu-
gal wurden Besitzungen in Süd-Amerika abgetreten; an
Preußen das Oberqnartier von Geldern und die Landes-
hoheit über Neufchatel und Valangiu ; auch erkannte Frank-
reich seine neue Königswürde an. Savoyen erhielt treff-
liche Festungen au der französischen Gränre und, weil cs
auch Ansprüche an die spanische Krone machen konnte, als
Ersatz die Insel Sicüien. Holland, welches am treuesten
an dem Bündnisse gehalten und früher alle vortheilhaftcrr
Anträge zu einem vesondern Frieden mit Frankreich abge-
wiesen hatte, erhielt jetzt geringen Ersatz; es mußte die
stärksten der eroberten Festungen herausgehen, und behielt
eine Reihe der schwächeren, die ihm wenig genützt haben.—
Spanien trat endlich an England noch die Festung Gi-
braltar und die Insel Minorka ab , und so hat England den
größten Vorthcil von diesem Frieden gezogen.
Friede zu Raftadf und Kaden. 1714. — Der Käu-
fer und das Reich, von ihren Bundes-Genossen verlassen,
sollten nun allein unterhandeln oder den Krieg allein fort-
se^en. Die Bedingungen, welche die Franzosen ihnen mach-
ten- waren die schimpflichsten; Ludwig verlangte nemlich,
um sich gegen seinen Bundesgenossen, den Churfürsten von
Bciern, recht großmüthig zu beweisen, völlige Wiederein-
setzung desselben in alle seine Länder, und noch überdies
die Verleiou ug der Grafschaften Burgau und Nollenburg
Und der Insel Sardinien, als eines Königreichs; eine
königliche Beiyhuung für den, der der treue Freunh emetz
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp_V Philipp Karl Karl Philipp Philipp Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich England Spanien Indien Frankreich Frankreich Spanien England Frankreich Neufundland Englands Süd-Amerika Holland Frankreich Spanien England England Burgau Nollenburg Sardinien
4 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westvh. Fried. 1520—1645.
Am 28. Jan. 1519 fochten beide Theue in einer Schlacht auf
der Soltauer Heide im Lüneburgischen; des Bischofs
Heer siegte, viele der Gegner wurden gefangen und an
4000 blieben auf dem Wahlplatze. — Solche Beispiele wa-
ren gefährlich. Den Räubereien der kleinen Ritter war
durch den Landfrieden zwar ein Ende gemacht worden; soll-
ten aber die Fürsten setzt nicht in ihre Stelle treten und
durch Krieg nach Eroberungen strsben, — bis dahin war
durch die Fehden noch niemand unterdrückt worden, — so
mußte ein kräftiger Kaiser die Herrschaft der Gesetze zu schü-
tzen wissen.
Maximilian hatte schon früher mehrere Stimmen für sei-
nen Enkel, den jungen König Karl von Spanien/ge-
wonnen. Dielen aber schien es bedenklich, einen Herrn,
der schon halb Europa beherrschte, zum Kaiser tit Deutsch-
land zu machen; denn Karl, der Erbe des spanischen und
des östreichischen Stammes, besaß, außer Spanien, die Kö-
nigreiche Neapel und Sizilien, dw schönen östreichischen Län-
der, und die ganze burgundische Erbschaft in den Nieder-
landen. Wenn einem solchen noch der Glanz der alten Kai-
serkrone gegeben wurde, dann konnte ihn diese, so fürchte-
ten sie, mit der Macht seines Hauses verbunden, leicht zu
hoch erbeben, und ihm Gedanken des Stolzes cingeben, daß
er die Freiheit der deutschen Fürsten zu überwältigen und
uns Deutschland ein unumschränktes Erbrcich zu machen
strebte.
Don der andern Seite war als Mittwerber um die kai-
serliche Krone Franz I., König von Frankreich, ausge-
treten. Der Papst begimstigte ihn, und durch sein erstes
ritterliches Erscheinen in Italien hatte sich der junge König
großen Ruf erworben; ja, sein Volk, erhob, nach seiner
Weise, die Verdienste seines Königs in den Himmel. Die
französischen Gesandten überreichten den deutschen Wahlfür-
ften zu Frankfurt eine Schrift zu Gunsten des Königs, und
indem in derselben von der großen Türkengefahr die Rede
war, schlossen sie: „derjenige müsse in der That ohne Ver-
stand seyn , der zu einer Zeit, da der Sturm bereits aus-
gebrochen sey, noch zweifle, ob man das Steuer des Schlf-
ws dem Geschicktesten anvertrauen müsse."
Aber, obwohl sie so zuversichtlich redeten, fühlten die
sten doch die Gefahr und den Schimpf, einen König
Franzosen zum deutschen Kaiser zu machen; und da der
rrfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, dem sie
. Krone anboten, sie mit großartiger Gesinnung ausschlug,
eil die geringe Macht seines Hauses so schwierigen Zeiten
.icht gewachsen sey , und selbst den jungen spanischen König
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Maximilian Maximilian Karl_von_Spanien/ge- Karl Karl Karl Franz_I. Franz_I. Friedrich_der_Weise Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Soltauer_Heide Europa Spanien Neapel Sizilien Deutschland Frankreich Italien Frankfurt Sachsen
290 Vii. Ztr. Vom westph. Fried, bis fetzt. 1648 — 1823.
gleichsam zur Person geworden, und ihre furchtbaren Grund-
sätze lebten in ihm fort. — Das erste Wort, welches er
nach dem Preßburgcr Frieden sprach, war sein gewöhnlicher
Bannspruch. Der König von Neapel hatte englische und
russische Truppen in sein Landaufgenommen; da schickte er
seinen Bruder Joseph und Massena mit 60,000 Mann
längs Italien hinab, intb in dem Aufruf, den er ihnen am
27. Dezember von Schönbrunn aus mitgab, hieß es:
„Das königliche Haus von Neapel habe aufgehört zu regie-
ren !" Das furchtbare Wort schreckte dieses Haus auch
in der That von dem Boden Italiens über die Meerenge
nach Stz ilien hinüber; hier erhielt cs sich mit Hülfe
Englands, in Neapel aber wurde Joseph Buonaparte
zum erblichen König erklärt. Der neue Königsthron kostete
noch unermeßliches Blut; die Einwohner Unteritaliens em-
pörten sich immer mit neuer Wuth, und Kalabrien nebst den
Abbruzzo's mußten fast in Einöden verwandelt werden.
Zunächst traf nun Holland die Reihe. Es wurde
gleichfalls in ein Königreich verwandelt, und einem andern
Bruder, Ludwig Napoleon, zu seinem Theile gegeben.
Es hatte nicht das schlimmste Loos gezogen, denn Ludwig
fühlte die Pflicht, für sein neues Volk mehr zu leben, als
für seines Bruders Willen.
Ein dritter aus des Kaisers Verwandschaft, sein Schwa-
ger, Joachim Mürat, ward an dem rechten Ufer des
Rheines, des Stromes, der so oft als natürliche Scheide-
wand zwischen dem Deutschen und Französischen genannt
war, aufgestellt, ein bedenkliches Zeichen für die Zukunft;
er erhielt die Herzogthümer Cleve und Berg; erfteres
hatte Preußen, letzteres Vaiern für Anspach, abgetreten.
Alerander Berthier endlich, der erste im Kriegs-
vathe Napoleons, bekam das Fürstenthnm Ncuschatel.
Zugleich mit diesen äußern Vorrüstungen wurde der Plan
der innern Gestaltung des großen Baues gleichfalls klarer
dargelegt. Französische Blätter mußten das System des
Gleichgewichts, an welchem Europa noch immer mit einigem
Glauben gehangen hatte, als ein sehr thörichtes ausschreien,
welches nur Eifersucht und Kriege erzeugt habe. Ruhe sey
nur dann zu hoffen, wenn Einer den unbestrittenen Vor-
rang habe und seinem Worte bei den Streitigkeiten der Völ-
ker Folge geleistet werde. Es war die Sprache der Römer,
kurz vor der Zeit als sie die Weltherrschaft geradezu an sich
rissen; da nannten sie sich auch die Schiedsrichter der
Welt, und ihre Gesaudten zogen mit ihren Stäben Kreise
um die Könige, welche noch diesen Namen trugen, und
forderten auf der Stelle die Erklärung des Gehorsams. —
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph Schönbrunn Joseph_Buonaparte Ludwig_Napoleon Ludwig Napoleon Ludwig Ludwig Joachim_Mürat Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Italien Neapel Italiens Englands Neapel Kalabrien Holland Rheines Napoleons Europa
Der Spanier Beispiel. 301
des Jahres 1803 seine Krone niederlegte unv ihm selbst über-
gab; den Sohn Ferdinand Vii. aber lockte er durch List
über die Grenze nach Bayonne, und zwang ihn gleichfalls
zur Entsagung des Thrones. Es wurde ihm nur die Wahl
zwischen Abdankung oder Tod gelassen, und der Jüngling
wählte das Leben als Gefangener in Frankreich. Sein Volk
aber war nicht so geduldig. Als Napoleon in der Freude
über das gelungene Werk sogleich seinen Bruder Joseph
zum Könige in Spanien ernannte, (das Königreich Neapel
erhielt darauf der Großherzog von Berg, und dieses Groß-
herzogthum später der Kronprinz von Holland), da ergrif-
fen die Spanier im gerechten Zorne die Waffen gegen den
aufgedrungencn König. Dom Anfang ihrer Geschichte an
sind sie immer ein freiheitsliebendes, Ehre und Schande
sehr wohl unterscheidendes, für König, Vaterland und
Religion schwärmerisch entbranntes, Volk gewesen, und so
haben sie sich auch in unserntagen bewiesen. Seit langer Zeit
ungeübt in den Künsten der neueren Kriegsweise, sind sic zwar
vielfältig von den französischen Heeren in offenen Schlachten
zersprengt worden, aber besiegt haben sie sich dennoch nicht
gegeben. Die Vortheile ihres Landes, Gebirge und wüste
Gegenden, Städte und Mauern wohl benutzend, haben sie
in einzelnen Gefechten eine unermeßliche Menge von Fein-
den von ihrem Boden vertilgt, der spanische Krieg hat
Hunderttausenden von Franzosen das Leben gekostet, und
viele Deutsche, die Napoleon dahingetrieben, fanden dort
gleichfalls ihr Grab. Die Spanier aber erhielten durch
England eine sehr treffliche Unterstützung an Waffen und
Kriegern, und eine noch wichtigere durch den großen Feld-
herrn Wellington. Er hat durch seine ruhige, beson-
nene Kunst mit geringen Mitteln die pyrenäische Halbinsel
lange vertheidigt, dann Schritt vor Schritt wieder erobert,
bis die großen Entscheidungen in Rußland und Deutschland
ihn über die Gebirge nach Frankreich selbst riefen.
69. Der Krieg Oestreichs von 1809.
Wie Preußen im Jahre 1806 der Stimme der Ehre und
dem alles Andere überwiegenden Gefühle gefolgt war, daß
gegen die Schmach des französischen Uebermuths keine.an-
strengung zu groß, kein Opfer zu schwer, kein Unglück zu
schmerzlich sey, so erhob sich auch Oestreich durch den
gleichen Antrieb im Jahr 1809 zum neuen Kriege gegen
Frankreich. Es war ihm selbst unmittelbar keine Krän-
kung widerfahren; aber rund umher geschah das
Schändliche und das Verderbliche. Das alte Reich der
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Napoleon Joseph Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Bayonne Frankreich Spanien Neapel Holland England Wellington Deutschland Frankreich Frankreich
Von Frankreich.
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odcr Gesellschaft ist die Sorbonne in Paris. Die Kn«
pfersttchttkunst ist jtnn ungemeinen Grad der Vollkommen«
heit gebracht. In der Bildhauerkunst behält Italien dm
Vorzug. In der bürgerlichen Baukunst haben sie zwar
auch grosse Meister; doch sind sie in der Kriegesbaukunst
und in den galanten Excrcitien die allgenieinen Lehrer von
Europa.
Die Aeligion ist die tömischkatholische untet der Auf-
sicht von 18 Erzbischöfen und r ro Bischöfen. Der Erz«
bischof von Rheims ist Primas von Frankreich und hat
die Ehre den König zu salben und zu krönen. Die Jan-
fernsten machen eine besondere Sekte der französischen
Kirche aus; der Jesuitenorden aber ist 176; auf ewig
aufgehoben worden. Von den Reformirton leben über
z Millionen in Dauphine, Lauguedok, an den Meisten Kü-
sten der Normandie, von Poitou bis Bayonne und an-
dern Landschaften unter gottesdienstlichen Zwange. In
Elsas werden d,e Protestanten Kraft der Friedensschlüsse
geduldet. Die Juden haben in Avignon und Metz,
Bordeaux und Bayonne freye Religronsübung und die
Engländer halten in Vourdeaux ein«, Prediger in welt-
lichrr Kleidung. Zu Noyon in Isle> de France ist 1 so-
Johann Lalvin geboren.
Anmerk. Die französische Kirche ist dem Pabst welch
Niger, als andere Sraaren dieser Religion unterworfen und
ein ieder kan die heilige Schrift in seiner Mutterftrache
lesen. Mir der Ausbreitung der reformitten Religion
entstanden die traurigsten Rekigiotistrtiruyen, ft nach und
Nach in 8 bürgerliche Kriege, auöbrachen. Weil die Refor-
misten, Anhänger des Hauses Dourbon, ft von *$u0o La,
pemv abstamtnt, waren: ft wurden sie Huasnorren ge-
nannt. Im Jahr 1572 wurden beymbeylager Heinrichs
Königs von Navarra «Us dem Hause Bourbotr zu Paris
am 24sten August 6°oo, im ganzest Reiche aber zusammen
auf 30000 Hüysnorren zum größten Schimpft der Na-
tion massakriert, welche Massakre daher die parisifche Blut,
Hochzeit heißt. Heinrich lv. unterschrieb 1598 zu Nantes
das Edikt, durch welches den Reformitten die öffentliche
Religionsübung verstattet wurde; welches Edikt aber
!^ouis der Uv. rsgs widerrufte, woraus durch Mord und
Todesstrafen, nur allein in Languedok und Seoennes mehr
als
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Lalvin Johann Heinrichs
Königs_von_Navarra Heinrichs August Heinrich_lv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Italien Europa Rheims Frankreich Bayonne Elsas Avignon Bordeaux Bayonne Vourdeaux Niger Paris Nantes Languedok